Der Haken an der Vergesellschaftung ist: Obwohl Kaninchen Artgenossen brauchen, nehmen sie bei weitem nicht jeden als Partner an. Es kann während des Versuchs einer Vergesellschaftung von zwei Tieren sogar zu sehr heftigen Auseinandersetzungen kommen, bei denen sich die Tiere gegenseitig verletzen – die berühmte Chemie stimmt einfach nicht. Im Extremfall muss man die Vergesellschaftung tatsächlich abbrechen und es mit einem neuen Partner für sein Kaninchen versuchen.
Es gibt verschiedene Gründe, warum zwei Tiere einfach nicht zueinander finden. Das Alter, das Geschlecht sowie der individuelle Charakter eines Kaninchens spielen dabei eine große Rolle. Diese drei Kriterien müssen also bei der Partnerwahl bzw. bei der Auswahl von zwei Tieren, die zueinander passen sollen, vordringlich beachtet werden.
Ein sehr junges und ein altes Tier zusammen zu bringen macht wenig Sinn. Beide haben unterschiedliche Bedürfnisse und profitieren kaum voneinander. Eine Auseinandersetzung zwischen den beiden kann zudem übel enden. Besser ist es, zwei halbwegs gleichaltrige, körperlich ähnlich starke Kaninchen zu vergesellschaften. Aber: Bei einer Gruppenhaltung von mehr als zwei Tieren sieht es wieder anders aus, denn wenn für jede „Alterklasse“ ein entsprechender Artgenosse vorhanden ist, spielt es keine so große Rolle.
Die wenigsten Konflikte gibt es bei der Vergesellschaftung eines kastrierten Rammlers mit einer intakten oder kastrierten Häsin. Diese Konstellation entspricht am ehesten der natürlichen. Auch bei mehr als zwei Tieren ist es eine gute Sache, es können erfahrungsgemäß durchaus mehrere Weibchen mit einem oder auch mehreren (kastrierten) Rammlern zusammen leben.
Gleich und gleich gesellt sich in diesem Fall nicht so gern! Im Gegenteil: Bei Kaninchen muss man darauf achten, dass keinesfalls zwei sehr dominante Tiere vergesellschaftet werden. Sie werden es kaum schaffen, eine Rangordnung festzulegen und sich daher bis aufs Blut bekriegen. Ideal ist ein zurückhaltendes Tier als Partner für ein sehr bestimmendes Tier. Auch hier können Rangkämpfe ausgetragen werden, doch werden sich die Kaninchen eher einig, als zwei Sturköpfe, die beide „Herrscher im Stall“ sein wollen.
Auch wenn die Haltung eines Pärchens als optimale Konstellation gilt, so leben doch auch zwei kastrierte Rammler, am besten Geschwister, häufig friedlich zusammen und haben ein inniges Verhältnis. Bei allen anderen Kombinationen ist das Konfliktpotential allerdings wesentlich höher oder sie sind aus anderen Gründen abzulehnen.
Werden mehr als zwei Kaninchen gehalten, so sollte man auf ein Gleichgewicht in der Gruppe achten. Jedes neue Tier bringt die bestehende Ordnung durcheinander. Erfahrungsgemäß geht es in Gruppen mit einer gerade Anzahl von Kaninchen harmonischer zu. Wichtig ist, dass Kaninchen – besonders wenn sie in Gruppen leben – viel Platz haben, um sich aus dem Weg gehen zu können, wenn sie das möchten. Weibchen gelten häufig als schwieriger wie Männchen.
Übrigens: Die Kastration eines Tieres aus einer bestehenden Gruppe bringt die Dynamik ebenso durcheinander wie ein neues Tier. Man muss meist ganz von vorne beginnen, das heißt: Die Tiere müssen sich neu aneinander gewöhnen.
Das Alter, das Geschlecht sowie der individuelle Charakter der Kaninchen spielen eine große Rolle, ob sich zwei Tiere vertragen oder nicht. Deshalb müssen Sie mit Bedacht bei der Auswahl und Vergesellschaftung eines potentiellen Partners für Ihr Kaninchen vorgehen. Meist sucht man einen (neuen) Partner für das eigene Tier. Das bedeutet: Ein Kaninchen hat Heimspiel, das andere kommt ins Territorium des bereits vorhandenen Tieres. Da Kaninchen – vor allem die Häsinnen – ihr Revier gegen fremde Tiere verteidigen, darf ein erstes Zusammentreffen nicht in einer Umgebung stattfinden, die eines der Tiere für „sein Revier“ (Gehegen, Käfig) hält, sondern die Kaninchen sollten sich auf „neutralem Boden“ treffen.
Das Beste ist, einen Bereich zu suchen, in dem sich noch keines der beiden Tiere aufgehalten hat und keines somit Gelegenheit hatte, seine Reviermarkierungen dort zu setzen. Dieser neutrale Raum kann sich indoor (Bad, Küche, Diele etc.) oder outdoor (Garten, Balkon) befinden. Hauptsache Neuland für beide Tiere.
Die Antwort lautet: Im Interesse der Tiere so viel wie möglich. Bei der ersten Begegnung zweier sich fremder Kaninchen fliegen im wahrsten Sinn des Wortes oft die Fetzen. Die Tiere jagen sich, vollführen Sprünge, rangeln und reißen sich ganze Fellbüschel aus. Auf diese Weise messen sie ihre Kräfte und fechten die Rangordnung aus. Eine wichtige Phase! Doch gerade in dieser Phase der Zusammenführung brauchen sie auch Raum, um sich ausleben zu können – und auch, um sich getrennt voneinander zurückziehen zu können. Zwei oder mehr Häuschen bzw. Rückzugsorte müssen ebenfalls vorhanden sein.
Wichtig dabei: Jeder Unterschlupft sollte immer einen Ein- und einen Ausgang haben, falls ein Kaninchen das andere bedrängt. Ein Käfig reicht auf keinen Fall als Ort der Zusammenführung, ein Platz von 4 x 4 Metern sollte optimalerweise gegeben sein! Übrigens gilt für die Haltung von Kaninchen allgemein: Je mehr Platz, desto mehr Harmonie.
Experten empfehlen, sich einige Tage für eine sorgfältige Vergesellschaftung Zeit zu nehmen. Die Tiere sollten währenddessen in der neutralen Umgebung bleiben und möglichst häufig beaufsichtigt werden, damit ernsthafte Verletzungen sofort bemerkt und die Kaninchen gegebenenfalls getrennt werden können. Bis zwei Tiere endgültig zusammen finden, können 14 Tage bis zu drei Wochen vergehen.
Auf keinen Fall zu früh! Fliegende Haarbüschel, Aufreiten, Springen und Jagen gehören dazu. Diese Verhaltensweisen dienen der langfristigen Klärung der Rangordnung und sind ganz natürlich. Eine Vergesellschaftung sollte nur dann beendet werden, wenn eines der Tiere permanent im Stress oder verletzt ist. Vertragen sich die Kaninchen im neutralen Raum und werden sie in ihr endgültiges Gehege gesetzt, kann es noch einmal zu kleineren Reibereien kommen. Doch meist laufen diese weniger dramatisch ab.
Wenn es unter den Tieren nach einigen Wochen noch immer zu heftigen Streitereien kommt und kein Eindruck einer harmonischen Beziehung entstehen will, muss man sich eventuell mit dem Gedanken anfreunden, dass die Tiere nicht zusammenpassen. Im schlimmsten Fall muss ein anderer, geeigneterer Partner gesucht werden.
Wenn beide Kaninchen friedlich nebeneinander fressen und es keine Raufereien mehr gibt, sieht die Sache gut aus. Schmusen sie, putzen sie sich gegenseitig das Fell und schlafen mit Körperkontakt, so haben sie Freundschaft geschlossen – die Vergesellschaftung ist geglückt.